„Das Erhabene beim Antritt einer Reise wie jedes großen Projektes liegt darin, dass man aus der Weite in die Enge des Konkreten tritt.“ 
Mit diesem Zitat aus dem Reisetagebuch von Otto Bartning, der 1904 von Hamburg aus eine Weltreise antrat, eröffnete dessen Urenkel seine Tour. Joe Bennick nahm das Publikum in der gut besetzten Lukaskirche mit auf einen Rundgang durch das Leben des Architekten und durch die Kirche selbst, die in diesem Jahr als eine der Bartningschen Notkirchen ihr 75. Jubiläum begeht.
Es entspricht der kirchenbaulichen Absicht des Architekten Bartning, dass man die Kirche an der Seite betritt und zuerst in einen Gemeinderaum gelangt. Zuerst begegnet sich die Gemeinde, bevor der Blick durch die zentrale Tür in den Sakralraum fällt. Doch auch hier bleiben alltägliches und sonntägliches Leben aufeinander bezogen, sind doch Gemeinde- und Kirchsaal nur durch Klappläden, die bei Bedarf geschlossen oder geöffnet werden können, voneinander getrennt.
Die Verbundenheit der Gemeinde zu stärken gelang dem Architekten Bartning auch durch die Beteiligung der Nachbarschaft am Bau, denn: „Eine Notkirche ist eine Heimat“, sagte Bartning, und Joe Bennick sang dazu ausdrucksstark „home“. Als Künstler und Urenkel kennt er viele Geschichten, die in seiner Familie über Otto Bartning erzählt werden und setzt sie kreativ und empathisch und mit einer wundervollen Stimme um. Besonderen Anklang fand seine Vertonung eines Gedichtes seines Großvaters, „die Hand gib mir, dass wir uns halten“.
In der Pause war zum ersten Mal zu sehen die Ausstellung, die Dr. Irene Spille über Baugeschichte und Gemeindeleben der Lukaskirche erstellt hat, und die Gäste notierten eifrig ihre eigenen Erinnerungen auf den interaktiven Tafeln. Bis heute ist in der Lukaskirche im Nordend das Engagement für Kinder stark verankert.
„Notkirche ist Hingabe an die Not“. Gebaut wird mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen, Holz, Stein, Eisen bleiben unverkleidet. Hilfe von außen, insbesondere Spenden aus den USA, und Hilfe von innen, Eigenarbeit und Solidarität, erbauen die Notkirche.
Wie ein umgekehrter Schiffsrumpf kann nach Joe Bennick die Holzdecke der Lukaskirche betrachtet werden, und so kam seine Rundreise durch die Kirche wie damals die Weltreise des Urgroßvaters zu Schiff an ihr Ziel. Nicht jedoch ohne die Zugabe, die das Publikum einforderte.
