Ort lebendiger Erinnerung

Prof. Dr. Christiane Tietz, Kirchenpräsidentin der EKHN , predigt in der Wormser Dreifaltigkeitskirche Foto: Yvonne Schnur

Kirchenpräsidentin Tietz zum 300-jährigen Jubiläum in der Wormser Dreifaltigkeitskirche

„Wir feiern den 300. Geburtstag der Wormser Dreifaltigkeitskirche am ‚Geburtstag der Kirche‘, wie Pfingsten auch bezeichnet wird“, begrüßte Alexander Ebert, Präses der Dekanatssynode Worms-Wonnegau, die Besucherinnen und Besucher, die zahlreich in der großen Kirche am Marktplatz erschienen waren. Sicherlich lag dies nicht nur am Jubiläum, sondern auch und vor allem an Prof. Dr. Christiane Tietz: Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) war auf Einladung von Dekanin Jutta Herbert nach Worms gekommen, um bei diesem besonderen Gottesdienst mitzuwirken.  

Kirchenpräsidentin Tietz predigt über den Heiligen Geist

Um nach dem Tod von Jesus Christus die Erinnerung an sein Wirken aufrechterhalten, seien die Geschichten aufgeschrieben und Kirchen gebaut worden, rief die Kirchenpräsidentin den Zuhörenden während ihrer Predigt in Erinnerung: „Kirchen sind also Orte lebendiger Erinnerungen.“ Doch erst wenn der Mensch über das bloße Verstehen der Worte hinaus erkenne, dass er selbst gemeint sei und sein Herz berührt werde, habe der Heilige Geist gewirkt, führte Tietz weiter aus. Schon Luther unterschied hier zwischen der „äußeren Klarheit“, also dem bloßen Verstehen der Worte, und einer „inneren Klarheit“, so die Theologin – schließlich sei die Dreifaltigkeitskirche als „Reformationsgedächtniskirche“ erbaut worden, um an Luthers Wirken in Worms zu erinnern. 

Auch heute würden die Menschen im Alltag von Gottes Wort berührt: „Jedes Mal, wenn wir in schwierigen Situationen Kraft spüren, wirkt der Heilige Geist“, so die Kirchenpräsidentin weiter. Die Dreifaltigkeitskirche selbst sei ein Zeichen dafür, dass Menschen den Heiligen Geist erleben, schließlich hätten Viele hier während der Kriege zusammengehalten und vor über 300 Jahren gemeinsam am Wiederaufbau der zerstörten Kirche gearbeitet. Als vor einigen Monaten das Portal der Kirche durch Vandalismus stark beschädigt wurde, gingen in kurzer Zeit zahlreiche Spenden für die Restaurierung ein: „Hier haben die Wormserinnen und Wormser wieder einmal zusammengehalten“, nannte Tietz ein weiteres Beispiel für das Wirken des Heiligen Geistes. Auch wenn die Zukunft ungewiss sei, appellierte die Kirchenpräsidentin abschließend an die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher, nicht zu vergessen: „Der Heilige Geist wirkt in uns und auf der ganzen Welt.“

Musik von 1725
  
Den musikalischen Teil der Liturgie verantwortete Stadtkantor Christian Schmitt, der auch das Vokalensemble leitete und die Orgel spielte. Es wurden Stücke dargeboten, die zum Teil bereits bei der Einweihung der Kirche im Jahr 1725 erklangen. Erfolgreich veranschaulichten die Musikerinnen und Musiker damit, „dass sich Menschen durch Musik der Himmel öffnet“, wie Kirchenpräsidentin Tietz es treffend formulierte.