Zu einem ersten gemeinsamen Wandertag haben die Indonesienpartner der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) eingeladen. Rund 35 Teilnehmende folgten der Einladung und begaben sich bei strahlendem Sonnenschein auf eine rund sechs Kilometer lange Wanderung über den Missionsweg Nord Nassau. Unter dem Motto „Berjalan Bersama – Gemeinsam auf dem Weg“ kamen Menschen aus der Region, Vertreterinnen und Vertreter der Partnerkirchen sowie Mitglieder der Indonesischen Christus-Gemeinde Rhein-Main zusammen. Auch Rheinhessens Pröpstin Henriette Crüwell nahm an der Begegnung teil. Nach der Begrüßung durch die Organisatoren und Bürgermeister Roland Lay startete die Wandergruppe an der Evangelischen Kirche in Rabenscheid in Richtung Langenaubach.
Der Missionsweg erinnert an Frauen und Männer aus dem Westerwald und dem Dillgebiet, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert im Dienst der Rheinischen Missionsgesellschaft nach Afrika und Asien aufbrachen. An ausgewählten Stationen informierten Beiträge über Persönlichkeiten wie August Theis und August Mohri, die aus Haiger und Haiger-Allendorf stammten und als Missionare nach Nordsumatra gingen. Ökumenepfarrerin Erika Mohri aus dem Dekanat Worms stammt selbst aus Haiger-Allendorf und berichtete, dass sie selbst durch Recherchen von einer fernen Verwandtschaft mit August Mohri erfahren habe. „Missionare folgten damals dem Ruf Gottes, aber auch schwierige Lebensbedingungen wie Armut und fehlende Ausbildungsmöglichkeiten trugen zu ihrer Entscheidung bei“, erklärte sie.
Pfarrer und Dekan i.R. Martin Fries vom Ausschuss für Mission und Ökumene im Westerwald erinnerte daran, dass aus der Region ein Dutzend Missionare ausgereist seien. Während ihre Namen hierzulande kaum noch bekannt seien, würden sie in den indonesischen Partnerkirchen bis heute hoch geachtet. Daniel Happel vom Zentrum Ökumene von EKHN und EKKW ordnete in einem weiteren Impuls den Missionsbegriff neu ein: „Während Mission früher oft kolonial geprägt war, verstehen wir heute Partnerschaft als Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Gemeinsam arbeiten wir an Themen wie Umweltschutz oder Geschlechtergerechtigkeit. Mission bedeutet heute, im gemeinsamen Handeln Gottes Wirken zu erkennen.“
Die Wanderung bot nicht nur Gelegenheit zu historischem Lernen, sondern vor allem zum Austausch und Gespräch zwischen den Teilnehmenden. Im Zielort Langenaubach klang der Begegnungstag in der Evangelischen Kirche bei einer indonesischen Suppe, Kuchen und Kaffee in geselliger Runde aus.
Der Begegnungstag am Missionsweg Nord Nassau machte deutlich, wie sehr die Erinnerung an die Geschichte mit aktuellen Fragen von Glauben, weltweiter Gerechtigkeit und lebendiger Partnerschaft verknüpft ist – und wie bereichernd es sein kann, diesen Weg gemeinsam zu gehen.